Manche Menschen überstehen die schlimmsten Erlebnisse und finden schnell wieder Tritt, andere haut schon der kleinste Windstoss um, und sie brauchen lange, bis sie wieder voll da sind. Was macht den Unterschied? Einer der wichtigsten Faktoren ist die Resilienz. Und diesbezüglich hat man schon einiges herausgefunden.
Sie ist schon fast zu einem Modebegriff geworden, die Resilienz. Das ist auch gut so, denn sie hilft uns, schwierigste Situationen heil zu überstehen. Doch was ist Resilienz überhaupt? Der Begriff lässt sich auch als Widerstandsfähigkeit beschreiben. Menschen mit guter Resilienz verfügen über eine stärkere psychische Belastbarkeit und ein besseres Immunsystem, sind überhaupt weniger krank. Zu diesem Schluss kommen inzwischen verschiedene Forschungsarbeiten.
Resiliente Menschen verkraften Schicksalsschläge wie Entlassungen, Trennungen, Verluste besser und erholen sich schneller davon. Doch was ist es, was uns so stark macht? Das Fundament guter Resilienz entsteht in der Kindheit. Dazu gehören als wichtigste Elemente zuverlässige Bezugspersonen, welche auf die Bedürfnisse des Kindes antworten, dem Kind auf Augenhöhe begegnen und sich für das Kind interessieren. Gleichzeitig erhält das Kind genügend Freiraum, um Neues auszuprobieren und die eigene Individualität zu entwickeln. Das Ganze soll in einem möglichst angstfreien Raum geschehen, also ohne, dass das Kind regelmässig grösserem Stress ausgesetzt ist. Das sind grob gesagt die äusseren Voraussetzungen für das Entstehen einer guten Resilienz – das Gefühl von Geborgenheit und erlebte Selbstwirksamkeit.
Hat nun einfach Pech, wer auf eine schlimme Familiengeschichte zurückblicken muss? Nicht unbedingt. Manchmal sind es Bezugspersonen, welche von ausserhalb des ursprünglichen Familiensystems kommen und dem Kind mit Zuwendung auf Augenhöhe begegnen und vieles wett machen – eine Lehrerin, ein Patenonkel, eine neue Partnerin des Vaters – wer auch immer. Zudem sind die Anlagen für eine gute Resilienz trotz widrigster Umstände oft vorhanden – in mehr oder weniger ausgeprägtem Mass. Auch diesbezüglich ist inzwischen vieles bekannt. Wesentlich zu einer guten Resilienz tragen ebenso Erbfaktoren wie Intelligenz und neurologische Gegebenheiten bei. Nachweislich sind bei kaum einem Menschen all diese Faktoren vorhanden. Das ist auch gar nicht nötig – wesentlich ist, dass die vorhandenen Faktoren wirklich tragfähig sind – oder tragfähig werden. So haben die Gene eine gewisse Bedeutung, aber auch dies wird inzwischen relativiert. Insbesondere, dass vermeintlich Vorgegebenes nicht in Stein gemeisselt sein muss.
Eine gute Nachricht ist nämlich, dass sich die Widerstandskraft trainieren lässt, und zwar auf verschiedenen Ebenen und zu jeder Zeit im Leben – selbst in fortgeschrittenem Alter. Wie soll das gehen?
Das alles hört sich jetzt nach viel Arbeit an – ist es wohl auch. Aber Sie werden schnell Erfolge erkennen, wenn Sie dranbleiben. Reden Sie mit Freunden darüber, sie werden Sie unterstützen. Und schreiben Sie ein Tagebuch, halten Sie jeden Tag kurz fest, was Sie unternahmen, mit welchem Erfolg, wie es Ihnen grad geht und was Sie weiter vorhaben. Besonders, wenn es Ihnen nicht gut geht: schreiben Sie sich Ihren Kummer von der Seele.
Wetten, Sie werden in einigen Wochen an einem anderen Ort stehen als heute? Bleiben Sie dran, dann gelingt es.
The Road to Resilience; American Psychological Association, 2018
(web: https://www.apa.org/helpcenter/road-resilience.aspx Link gültig Dez. 2018)
Berndt, Christina: Resilienz Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft; München, 2013
Furman, Ben: Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben; München, 2013
Sandberg, S., Grant, A.: Option B – Wie wir durch Resilienz Schicksalsschläge überwinden und Freude am Leben finden; Berlin, 2017
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